Süd-Holland mit dem Hausboot erkunden, bisher kenne wir unseren westlichen Nachbarn, per Fahrrad oder zu Fuss. Wir haben ihn mit dem Auto und dem Rad durchquert, aber mit einem Hausboot, ist unsere Erfahrung gleich null…
Die eigenliche Route war von Alphen aan de Rijn über Leiden, Lisse, Haarlem, Amsterdam, Utrecht und wieder zurück. Locker 10 Touren standen in der Planumgsliste der App Waaterkaart (iOS), geworden ist es aber dann ganz anders.
Die einzige Erfahrung die wir haben mit Booten, sind viele Touren mit dem Kanu und Kajak in Nordeuropa, Deutschland und Luxemburg. Aber ein Boot oder ein Hausboot, das ist neu. Genau aus diesem Grund wurde die Route deutlich kleiner geplant. Von unserem Vermieter kam erst einige wenige Wochen vor Abfahrt Tourenvorschläge. Leider ein wenig zu spät für uns.
Im Nachhinein kann ich nur sagen, die Vorschläge sind nicht zu unterschätzten, wir sind deutlich schneller am Ziel als wir dachten. Mut zur Lücke!
Ein weiterer Tipp bucht den Frühcheckin mit, um so schneller seit Ihr unterwegs.

Hausboot – Tag 1

Um 4:30 Uhr klingelte der Wecker, um kurz nach 6 Uhr sind wir auf der Autobahn. In Alphen am Rhein ist ums Eck direkt ein Supermarkt, das obligatorischer Gouda Stück muss mit. Gegen halb 11 stehen wir beim Verleiher und können mit Schubkarren das Hausboot beladen.
Nach 20 Minuten einräumen, Papierkram, Hausboot Einweisung und dann das spannendste die Probefahrt. Der Respekt ist schon riesig, aber es geht. Fahren, bremsen, lenken, wenden und immer wieder anlegen.
Nach bestandener Eigenem anlegen, dürfen wir los. Entscheiden uns aber für ein paar Minuten im Hafen selber zu üben.
Die erste Hürde, die gemeistert werden muss, ist die Brücke am Hafen, also das gelernte erstmal anwenden und Anlegen. Der Brückenwärter begrüßt einen freundlich und kurz darauf geht es in die freie Wildbahn.
Abgebogen in den Heimatswegrin, mehrere Kilometer geradeaus, da wir recht langsam unterwegs sind, überholt uns ein Boot nach dem nächsten, egal. Ziel war eigentlich ein Naturhafen im Braasemeer. Leider war dieser voll, so ging es gegen den Wind und einem bescheidenen Anlegeversuch zum W.V. Braassemermeer

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Hausboot – Tag 2

Am folgenden Morgen, geht es kurz vor 10 Uhr los, durch den Oude Watering, mit einer scharfen Rechtskurve in Drecht bis ans, erste Hindernisse in Tolbrug, geht es ohne warten weiter. Der Brückenwerter öffnet uns schon recht früh die Brücke. Durch eine Laolawell der wartenden Fahrradfahrer geht es weiter zur ersten festen Brücke, 3,10 m passen wir locker durch, nur irgendwie schleicht sich das Gefühl ein, dass es doch nicht passt. Kopf einziehen und weiter gehts.

Knappe Kiste unter der Brücke


In Tolhuissluis kommt die nächste Premiere, eine Schleuse 10 cm nicht viel, aber nervös bin ich schon.
Als letztes Hausboot kommen wir noch rein. Klappt aber alles und weiter gehts über die Amstel bis zur nächsten Brücke in Brug Vrouwenakker. Da wir einfach langsamer als alle anderen sind, müssen wir auf die nächst Bootsgruppe warten. Nach 15Minuten Zwangspause geht es weiter Richtung Uithorn.
Am Fluss sitzen viele Angler, wie erfolgreich sie sind, wissen wir nicht.
In Uithorn überlegen wir erst, ob es ein kleiner Anleger werden soll, da auch hier uns der Brückenwärter sieht, fahren wir direkt an die Promenade. Ein geeigneter Liegeplatz ist auch schon gefunden, mit einer wunderschönen Kurve biegen wir in zum Anleger ab, sliden perfekt an unseren Platz. Keinen Meter vor dem Stellplatz will ich noch mal einen kleinen Vorwärtsschub geben und nur fahren wir auf einmal rückwärts!
OK, noch mehr vorwärts, das Boot fährt jetzt noch schneller zurück.
Wir können nur noch Rückwärtsfahren!!! Der Vortrieb ist weg!!
Mit einer Showeinlage bekommen wir das Boot Rückwärtsfahren unter Kontrollen. 100 m vom eigentlichen Ziel, aber wir landen irgendwie an, wie egal.
Der Verleiher ist 2h später vor Ort und wundert sich nur. Reparieren kann er es nicht, eine Stange ist gerissen. Was das heißt, wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

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Hausboot – Tag 3

Am Morgen gegen 8 Uhr bekommen wir die Nachricht, dass gegen 09:30Uhr noch mal eine Reparatur versuch gestartet wird. Durch Staus rund um Rotterdam wird es dann 10:30Uhr. Das Angebot zu helfen wird gleich angenommen und im Nachhinein wäre es alleine nicht möglich gewesen. Das Boot wieder flottzubekommen.

Wir nehmen das komplette Schiff auseinander, um den Bowdenzug zu tauschen. Den Gashebel muss auch raus, irgendwie reißen wir die 12V Steckdose ab aber das ist nicht so schlimm. Um halb 1 ist alles wieder zusammen gebaut. Es ist schwül, und wir fahren los.

Keine 100 m vom Kai weg fängt es an zu schütten, na klasse. Unsere Route ist die längste und die schwierigste, der Kanal ist recht eng und schlängelt sich durch die holländische Provinz über den Kromme Mijdrecht.
Die erste Brücke ist in De Hoef, kaum angekommen, geht die Brücke auch schon auf. Der Kanal schlängelt sich an verschieden großen Ferienhäusern entlang. In Overzetbrug wird die Fahrradbrücke mit hilfe eines kleinen Knopfes geöffnet, erst beim 2. Versuch gelingt dies. Der Wind und die recht große Front des Schiffes macht das Steuern nicht einfach. Uns versetzt es immer wieder und ich bin recht froh nicht am Steuer zu stehen. Mit am schwierigsten, sollte es laut unserem Verleiher in Woerdense Verlaat werden, erst eine Brücke, die wieder besetzt ist und direkt danach eine scharfe Kurve samt Schleuse. Auch hier werden wir schon erwartet, kaum ist das eine Schleusentor zu, geht das vordere wieder auf. Auch diese Schleuse ist wieder besetzt. Wahnsinn, was für eine Manpower hier gebraucht wird. An diesem Tag sehen wir nicht mehr als 5 Boote und alle Schleusen und Brücken sind von morgens bis abends besetzt!
Danach geht es etliche Kilometer durch die Landschaft, immer wieder mit einer scharfen Kurve und viel Wind.
In Woerden wird es dann noch einmal eng, erst die Brücke welche ratz fatz wieder geöffnet wird, scharfe Kurve nach Links und durch den Kanal weiter.
2 weiter Brücken werden wieder für uns geöffnet und in jeder sitzt jemand und wartet. Für die allerletzte Brücke gibt es wieder ein Novum. Der letzte Brückenwärter kommt mit dem Fahrrad und öffnet diese. Am Rande stehen schon warten, die Hafenmeister und helfen uns beim Anlegen gegen halb 5.
Wir sind echt durch, einfach war der Tag diesmal nicht. Das Boot hat uns heute nicht im Stich gelassen.
Woerden ist eine wunderschöne alte Stadt, mit viel Wasser drum, herum und einer schönen Altstadt. Auch dieses Ziel hat sich wieder gelohnt.

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Hausboot – Tag 4

Am morgen regnet es, wir verschieben das Ablegen um ein paar Minuten. Um aus Woerden rauszukommen, muss man sich telefonisch beim Brüdkenwärter melden, keine 10 Minuten später ist dieser da und öffnet die Brücke manuell. Wir verabschieden uns bis zur nächsten Brücke, die er vor Ort automatisch steuern muss. Nach einer kurzen Wartezeit geht es auch hier weiter.
In Nieuwerbrug erreichen wir die einzige Brücke mit Zoll, egal wer die Brücke passieren will muss zahlen Boot (1,75 €) oder Auto (0,50 €), das Geld wird per Holzschuh übergeben.

Klapbrücke in Nieuwerbrug

Rechts und links, am Wasser, stehen diverse Häusern, ob Ferien oder Hauptwohnsitz erschließt sich nicht für uns.
In Broekvelden üben wir das anlegen, nach der ersten Brücke und landen dann direkt an. Schnappen unsere Fahrräder und gehen auf dem Mark, Kibeling essen. Die Schleuse meistern wir recht gut.

Die kommende Brücke werde unterfahren oder wir landen an und klingeln.
In Alphen geht es über das Wasserkreutzunng, zu den nächste Brücken, die für uns geöffnet werden. Kaum an der zweiten Brücke angekommen, wird diese für uns geöffnet. Wir werden beobachtet 🙂
Am Heimathafen vorbeifahren wir noch ein Stück weiter und landen an einem freien Liegeplatz in Koudekerk aan den Rijn an.

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Hausboot – Tag 5

Am Mittwochmorgen geht es weiter Richtung Katvijk, das erste Stück geht am Kanal Richtung Leiden, wegen Berufsverkehr, wird unsere erste Brücke erst ab halb 10 geöffnet.
In Leiden selber müssen wir noch mal 1,5h warten, wegen Brückensperrung und Bauarbeiten. Da vor uns ein Berufsschiffer ist, hängen wir uns dahinter und fahren die nächsten 4 Brücken mit ihm mit.
Nach einer scharfen Abzweigung geht es Kurs Nord-West durch die Wohnviertel von Lisse. In Stevensburg stehen wir locker 20 Minuten vor der Brücke. Trotz Anruf geht die Brücke nicht auf. Ein erneuter Anruf, mit erneuter Bitte und Beschreibung, dass wir vor Ort sind und warten, wird erst anerkannt, nachdem ich beschreiben kann, wie viele Fahrräder aktuell über die Brücke fahre. Crasy!
An den folgenden Brücken geht es wieder recht schnell.
Kurz nach Leiden komm auf der rechten Seite eine bekannte Fastfoodkette, ein Eis wäre jetzt angebracht. Doch leider ist das anlegen verboten und so geht es weiter.
Das kommende Stück geht durch ein Neubaugebiet von Lisse, kleine und riesige Protz Villen stehen rechts und links am Wasser. Wenn man es mag, OK.
Die Einfahrt in den Katvaijker Hafen ist recht simpel, erst werden mehrere hohe Brücken unterfahren und danach geht es gemütlich direkt zu Hafenmeister. In Katvijk braucht an eine Hafenkarte, die für Strom, Dusche und Zugang zum Gelände dient.
Für uns gehts an den Strand, den wir nur im Herbst oder Frühjahr kennen. Das Wasser ist nicht wirklich kalt, eine angenehme Abkühlung.
Abendessen steht im örtlichen Fischimbis das obligatorische Leeckerbeck auf dem Programm, lecker, aber mir zu viel, mit den Pommes und der Maio.

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Hausboot – Tag 6

Die Nacht hat es geregnet und auch gewittert, bei bedecktem Wetter geht es los Richtung Lisse. Da wir wieder durch die Baustelle in Leiden müssen, geben wir Gas, Ziel 12:30 Uhr Wilhelminabrug in Leiden.
Kurz vor der Brücke in Haagsche Schouwbrug das gleiche wie gestern, ob wohl man uns sehen müsste, werden wir wieder ignoriert. Am Telefon geht auch keiner dran, x-mal angerufen, einmal weggedrückt, doch irgendwann geht die Brücke bei strömenden Regen auf. Die Weiterfahrt ist danach problemlos, an der Brücke Hooghkamerbrug lassen wir einen Beruffsschiffer durch und hänge uns an das verfolgende Schiff. Das schöne auch hier, der Berufsschiffer öffnet uns die Brücken und wir ziehen mit durch.
Stoppen muss der Konvoj dann leider doch vor der Wilheminarbrug, nach gut 45 Minuten geht es, bei aufziehendem Gewitter weiter. Auch die folgende Brücke nach Lisse nehmen wir noch dankend geöffnet mit, bevor wir uns zurückfallen lassen.
Das Wetter war die Tage mehr als beständig, bis auf kleinere Regenfälle. Nach Leiden beginnt es zu schütten und wir versuchen unsere Steuerkünste vom Leitstand in der Kabine aus, was irgendwie funktioniert. Über die Seenkette geht es noch ein Stück bis nach Kaag. Nach Lisse geht es nicht mehr, es regnet und regnet. Am Abend kommt die Sonne wieder raus und wir können lange draußen sitzen.

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Hausboot – Tag 7

Das Wetter ist top, von der Front, die am Nachmittag durchgehen soll ist noch nichts zu sehen. Wir fahren erst nach Lisse eine schöne Strecke übers Land. Unsere Entscheidung, die Nacht in Kaag zu bleiben, war eine gute. Der Jachthafen in Lisse ist nicht so schön und wir drehen wie geplant um. Durch die Meerbrug Brücke hindurch weiter über das Aquädukt der A4 zur Brug Oude Wetering, an der der Brückenwärter ein wenig die Höhe unterschätzten, geht es in den Süden durch den Oude Wetering. Nach einer Pause samt Einkauf war der eigentliche Plan noch ein wenig durch das Braasemeer zu fahren, daraus wird nichts mehr, es fängt an zu regnen. So landen wir wieder im Jachthafen von W.V. Braassemermeer, setzen aber noch mal um, da die Plätze für unser Boot zu groß sind und wir nicht mit unserem kurzen Seilen festmachen können.

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Hausboot – Tag 8

Die Nacht ist sehr kurz, schwere Gewitter mit Regen und vor allem Wind ziehen über uns her. Von halb 1 bis um 5 ist an schlaf nicht zu denken. Das Boot ist gut am Kai festgemacht, aber der Lärm der Wellen, des Windes und einer der Pfänder hielt mich vom schlafen ab. Nach einer sehr kurzen Nacht, geht es gegen halb 9 zurück nach Alphen aan der Rijn, noch einmal durch die Brücke im Woubrugge und vor unserem Zielhafen geht es direkt an den Steg.
Kurze Reinigung des Bootes und ausräumen, gegen halb 12 geht es dann Richtung Heimat.

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Hier habe ich noch den ein oder anderen Tipp niedergeschrieben.

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